Leichenschänder ist definitiv nichts für schwache Nerven – aber wer düstere, abgründige Geschichten mit historischem Setting mag, bekommt hier eine ungewöhnliche Mischung aus Grusel, Psychodrama und Tabubruch. Die Handlung rund um Malcolm, der zwischen religiösen Zwängen, inneren Konflikten und einem übernatürlichen Albtraum gefangen ist, hat mich stellenweise echt gepackt. Der historische Hintergrund wirkt gut recherchiert und gibt dem Ganzen eine beklemmend realistische Atmosphäre. Manche Stellen sind hart an der Grenze – thematisch wie sprachlich – das sollte man wissen, bevor man losliest. Was mir gefehlt hat, war manchmal etwas mehr Tiefgang in der Entwicklung der Hauptfigur, vor allem gegen Ende geht alles sehr schnell. Trotzdem bleibt die Geschichte lange im Kopf hängen, gerade weil sie so unangenehme Fragen über Schuld, Verdrängung und Begierde aufwirft. Kein klassischer Thriller, sondern eher eine düstere Charakterstudie mit Horror-Elementen. Wer sich auf diese unkonventionelle Geschichte einlässt, wird mit einer packenden, aber unbequemen Leseerfahrung belohnt.