Irgendwie bin ich mit dem Buch nicht richtig warm geworden. Auf der einen Seite ist es ein Roman, dann wird es bei den Ritualen manchmal sehr theoretisch. Wer schon mal wirklich mit der Energie von Engeln verbunden war - wer sie hören, channeln und sie spüren konnte - der weiss, dass hier keine echte Verbindung besteht. Es wirkt wie theoretisch abgeschrieben, weil Spiritualität gerade in ist.

Das Buch versucht, vieles zusammenzubringen: Wissenschaft und Spiritualität, Alltagsratgeber und kosmischen Horizont. An manchen Stellen gelingt das. Besonders bei Michael und Raphael wirkt die Sprache klar, fast nüchtern – dort geht es um Mut, um Verletzlichkeit, um das Hinhören, wenn man sich sonst ablenkt. Auch die Übungen sind gut dosiert. Keine Überforderung, kein Druck zur Erleuchtung – eher sanfte Anstöße zum Innehalten. Wenn das Buch atmet, tut es gut. Die Affirmationen? Geschmackssache. Manche klangen wie Kalenderblattweisheiten, andere blieben in mir hängen – leise, unaufdringlich. Ich mochte diesen Grundton: Du musst dich nicht verbessern, du darfst dich erinnern. Es geht nicht ums Licht da draußen. Es geht um das, was in dir nicht ganz verstummt ist. Aber das Buch übertreibt. Die Sprache rutscht zu oft ins Pathos. Da wird aus einer Ahnung gleich eine "kosmische Wahrheit". Aus einem Impuls ein "göttlicher Auftrag". Manche Sätze wirken, als hätten sie sich selbst zu oft gelesen. Und genau dort verliert das Buch an Glaubwürdigkeit – wo es uns mit Bedeutung überschüttet, statt etwas zu zeigen, das sich selbst entfalten darf. Zwei Dinge rechtfertigen für mich den Stern Abzug: Erstens die Figur „Marina“, die den Leser durch das Buch begleiten soll. Sie bleibt skizzenhaft, wirkt weniger wie ein Mensch als wie eine Idee von einem Menschen. Man folgt ihr, aber man glaubt ihr nicht. Zweitens: die großen Begriffe. "Universelles Gesetz", "Seelenauftrag", "himmlische Klarheit" – vieles bleibt symbolisch, aber ohne Tiefe. Es wird behauptet, nicht erfahrbar gemacht. Und das ist schade – gerade bei einem Thema, das so sehr vom Erleben lebt. Trotzdem bleibt etwas. Vielleicht kein großes Leuchten. Aber ein warmer Punkt im Innern, der sich erinnert: Du bist mehr als deine Zweifel. Mehr als dein Plan. Vielleicht bist du ein Suchender – und das genügt. Erzengel ist kein Offenbarungsschlag. Aber es will dir zuhören, bevor es spricht. Und das, finde ich, ist schon eine Art von Licht.

Erzengel – Himmlische Führer auf deinem Lebensweg ist ein ruhiges, spirituelles Buch, das einem auf sanfte Art neue Perspektiven eröffnet. Die Verbindung von Engelbotschaften, innerer Arbeit und ein bisschen kosmischem Wissen wirkt stimmig – vor allem, wenn man offen für spirituelle Themen ist. Besonders gut gefallen haben mir die kurzen Übungen und Affirmationen, die man leicht in den Alltag einbauen kann. Es geht nicht darum, „schnell erleuchtet“ zu sein, sondern eher darum, achtsamer mit sich selbst umzugehen und bewusster hinzuhören. Die Erzengel werden jeweils mit einem klaren Thema vorgestellt, was das Ganze übersichtlich und greifbar macht. Die Geschichte von Marina als begleitender Erzählstrang wirkt allerdings manchmal ein wenig konstruiert – da hätte ich mir mehr Tiefe oder Emotionalität gewünscht. Auch der Stil ist stellenweise sehr pathetisch, was Geschmackssache ist – für mich war es manchmal etwas zu viel. Trotzdem ist das Buch eine schöne Inspirationsquelle für alle, die sich spirituell weiterentwickeln und sich mit dem Thema Engel auf eine moderne, aber herzliche Weise beschäftigen möchten.